12 | 01 | 2024

Das neue Quartierzentrum Oekolampad

Der Quartiertreffpunkt zieht von der Stöberstrasse in den Wibrandissaal im Gemeindehaus Oekolampad – mit neuem Konzept, erweitertem Angebot und nicht zuletzt: Mit neuem Namen und einem möglichst grossen rosa Punkt.

Barbara Stamm, Beatrice Heidig und Michael Zehnder und der frisch aufgebaute Raumteiler im Wibrandissaal des Gemeindehaus Oekolampad. © Donata Ettlin

Wer sich selber neu erfinden will, braucht Mut und Geduld. Bei der inhaltlichen und gestalterischen Neuausrichtung der «Kontaktstelle für Eltern und Kinder 4055» – in Anlehnung an den bisherigen Standort Stöberstrasse von vielen liebevoll «Stöbi» genannt – war das genauso. Über Monate haben sich Leiterinnen und Vorstand mit neuen Ideen und Inhalten auseinandergesetzt, mit Netzwerk-Partnerinnen und Partnerorganisationen ausgetauscht und beispielsweise nach dem künftigen Namen gesucht.

Neuer Ort als Fixpunkt

Nur eines war schon früh klar: Der neue alte Treffpunkt wird seinen zukünftigen Ort im Gemeindehaus Oekolampad haben. Im Frühjahr 2024 wird er in den historischen Wibrandissaal im 1. Stock des Baus entlang der Schönenbuchstrasse einziehen.

Beatrice Heidig und Barbara Stamm, die Leiterinnen der Institution, sind ein eingespieltes Team. Mit ihren zahlreichen Angeboten für Kinder und Familien haben sie die «Stöberstrasse» in den letzten 18 Jahren geprägt. Und trotz grosser Verbundenheit mit dem bisherigen Angebot waren gerade sie beide Treiberinnen der Erneuerung. «Es war für uns klar, dass wir uns mit dem Umzug sichtbar weiterentwickeln wollen», so Barbara Stamm. Beatrice Heidig ergänzt: «Wir haben uns einer Metamorphose unterzogen.»

Neue Angebote für Senior*innen

Das neue Leitbild und die überarbeiteten Statuten hat der Verein schon verabschiedet. Auch das Programm für den neuen Ort steht weitestgehend: Das bestehende Angebot wurde gezielt ergänzt mit Fokus auf ältere Zielgruppen: Gemeinsam mit Partnern wie den Grauen Panthern wurden Senior*innennachmittage, -cafés und -bewegungsangebote entwickelt. Neu gibt es zeitgleich zum Mittwochsmarkt auf der Oekolampadstrasse auch ein offenes Büro, um Anliegen und Wünsche aus dem Quartier entgegenzunehmen. Man möchte auf Partizipation setzen und hat auch offene Zeitfenster bewahrt, damit Initiativen aus dem Quartier ihren Platz bekommen.

Name und Auftritt als Herausforderungen

Nun kommt schon bald der Moment, wo die verwandelte Institution mit neuem Gesicht und Namen nach aussen tritt. Die Suche nach Name und Auftritt war eine besondere Herausforderung. Mehrmals dachten die Leiterinnen, die richtige Lösung zu haben. «Im Nachhinein scheinen uns aber gewisse Ideen weit hergeholt, von denen wir mal überzeugt waren», so Barbara Stamm. «Wir mussten einen langen Weg machen, um ans Ziel zu kommen», ergänzt Beatrice Heidig. Gelandet sind sie nun dort, «wo es sich richtig anfühlt», da sind sie sich einig. Quartierzentrum Oekolampad heissen sie neu – ein Name, bei dem man wisse, wo man sei und der dem Ort mit der Bezeichnung Quartierzentrum einen offenen und modernen Gegenpol gegenüberstelle.

Besonders am neuen Auftritt ist der Schriftzug, der in einer eigens entwickelten Groteskschrift gehalten ist und an dem das verspielte Q auffällt. © Michael Zehnder

Der rosa Punkt

Das Quartierzentrum Oekolampad erhält einen grafischen Auftritt, der «brachial simpel» ist, wie Gestalter und Vorstandsmitglied Michael Zehnder erläutert. Er hat das Erscheinungsbild mitentwickelt. Der rosa Kreis bezieht sich auf die wiederhergestellte historische Wandfarbe des Wibrandissaals, die runde Form erinnert an das alte Logo der Institution. «Wir setzen einen neuen Punkt, nehmen aber trotzdem etwas vom Bisherigen mit», so Barbara Stamm.

«Der Punkt im Logo kann wachsen – am liebsten haben wir ihn möglichst gross, sodass er alle und alles mit einschliesst.» © Michael Zehnder

Dass Michael Zehnder als Grafiker und Vorstandmitglied die Umsetzung gestaltet, war ursprünglich nicht so geplant gewesen. «Die Vermischung dieser Rollen ist immer eine Gefahr», meint er selber, weshalb er die Gestaltung der visuellen Identität eigentlich nicht habe übernehmen wollen. Als die Entwicklung dann ins Stocken geriet, zeigte sich, dass er gerade dank seiner Doppelrolle weiterhelfen konnte. «Wir haben den gemeinsamen Prozess sehr geschätzt und sind mit einem lustvollen Effort zum passenden Ergebnis gekommen», so die Geschäftsführerinnen.

Wichtig ist Michael Zehnder, dass der Auftritt viele Formen annehmen kann. Für die einzelnen Angebote hat er schon verschiedene Umsetzungen ausprobiert. © Michael Zehnder

Ein langer Schlussspurt

Der Schlussspurt ist aber noch nicht zu Ende für Beatrice Heidig, Barbara Stamm und ihren Vorstand. Vor der Besprechung mit Michael Zehnder und dem Autor dieses Berichts an einem Montagmorgen waren die Geschäftsleiterinnen auf der Baustelle im Oekolampad und haben sich anschliessend über die Pläne für eine begehbare Installation im neuen Raum gebeugt. Vor der Bürotür läuft der normale Betrieb auf Hochtouren: Eine Gruppe englischsprachiger Kinder und Familien singt Lieder und belebt Küche und Aufenthaltsraum an der Stöberstrasse.

Auch am neuen Ort soll die Küche Herzstück des Betriebs sein. Neue Möglichkeiten eröffnet derweil der grosse Wibrandissaal, der durch einen eigens entworfenen Raumtrenner in einen neutraleren und einen verspielteren Bereich getrennt wird. Im grösseren Teil werden die Veranstaltungen und Bewegungsangebote Platz finden. Auf der anderen Seite wird es wohnlich und bunt: Hier entsteht die Spiel- und Bastelwelt für die Kinder. In diesem Raum wird auch das begehbare Schiff stehen, dessen Pläne die Geschäftsführerinnen an jenem Montagmorgen studieren. «Es ist uns wichtig, mit dem Flug-, Raum- oder Spaceschiff einen besonderen Magnet im ersten Stock zu platzieren», sagt Beatrice Heidig und ergänzt: «Wir freuen uns sehr, nun bald konkret loszulegen mit Umzug und Betrieb am neuen Ort – auch wenn wir anfangs viel rennen und schwitzen werden!»

Lesen Sie auch den Beitrag «Ein urbaner Dorfplatz für alle Generationen» vom 14. Februar 2022.