12 | 07 | 2022
Dragutin Draganic
Die gute Seele vom Gemeindehaus Oekolampad
Niemand kennt das Gemeindehaus Oekolampad so gut wie Dragutin Draganic: Er weiss bei jedem Schlüssel, zu welcher Türe er passt, er spürt wie es lebt und atmet. «Drago», wie er schlicht genannt wird, ist kurz nach dem Kauf des Gemeindehauses Oekolampad durch die Wibrandis Stiftung 2020 von ebendieser eingestellt worden.
Erfolgreiche Vermittlung
Als die Wibrandis Stiftung im Herbst 2020 das Gemeindehaus Oekolampad der evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt abkaufte, war schnell klar, dass sich jemand um den Unterhalt kümmern sollte. In ersten Sitzungen zwischen der neuen Besitzerin und den bisherigen Mieter*innen brachte Peter Ducret von der JazzKuchi Drago ins Spiel, der bei der evangelisch-reformierten Kirche bereits als Hauswart eingestellt war. «In dem Jahr als Drago weg war, hatten wir oft kleine Ärgernisse. Der Container wurde beispielsweise nicht rausgestellt, obwohl er seit drei Wochen voll war oder das Laub im Herbst nicht weggebracht», erinnert sich Ducret. Grundsätzlich seien Empfehlungen ja immer etwas schwierig und auch risikobehaftet, aber bei Drago hätte er gewusst, dass die Vermittlung gut, richtig und wichtig sei.
Drago erinnert sich, dass er einen Anruf von seinem alten Kollegen Peter Ducret erhielt, der ihn in seine Vermittlungsidee einweihte. Kurz darauf klingelte sein Telefon erneut. Der Anrufer war Tobit Schäfer, Geschäftsführer der Wibrandis Stiftung. Sie trafen sich am darauffolgenden Tag und alles passte so gut zusammen, dass Drago kurze Zeit später zu einem Pensum von 80% eingestellt war. «Das war toll», fasst Drago die Geschehnisse zusammen. «Es ging alles schnell und hat gut gepasst.»
Eine Rückkehr
Mit Ausnahme eines kurzen achtmonatigen Unterbruchs geht Drago seit über 20 Jahren im Gemeindehaus Oekolampad ein und aus. Im Jahr 2000 wurde er von der evangelisch-reformierten Kirche mit einem kleinen Pensum als Hauswart angestellt. Zeitgleich konnte er mit seiner Familie die Wohnung im ersten Stock des Gemeindehauses an der Schönenbuchstrasse 9 beziehen. Mit seinem 20%-Pensum ergänzte er die Sigristin, die sich gleichfalls vor Ort um einen reibungslosen Ablauf der Gottesdienste kümmerte. «Auf dem Papier waren es 20%, aber ich habe immer gearbeitet, wenn es mich brauchte – ich war ja da», erinnert sich Drago. Hauptberuflich war er zu 100% bei der Lutz AG als Fahrer eingestellt. Obwohl seine Kinder noch klein waren, leistete Drago damals insgesamt deutlich mehr als ein volles Pensum. «Ich machte das alles gern,» meint Drago dazu schlicht.
Es war nicht vorhersehbar, dass es sowohl bei seinem Hauptauftraggeber als auch im Gemeindehaus Oekolampad Veränderungen anstehen würden, die Auswirkungen auf Drago haben sollten. Bei der Lutz AG übernahm eine jüngere Generation, die Drago nicht weiterbeschäftigte. Und als klar war, dass die evangelisch-reformierte Kirche das Gemeindehaus verkaufen würde, wurde auch dieses Arbeitsverhältnis aufgelöst. Drago und seine Familie mussten aus der Wohnung im Oekolampad ausziehen. «Das war nicht so schön», fasst Drago diese Zeit zusammen, aber jetzt ist er dank der glücklichen Umstände wieder zurück im Gemeindehaus, wo er jeden Winkel kennt.
«Mein Büro ist wie mein Zuhause»
Wenn Drago gefragt wird, was er am liebsten macht von seinen Aufgaben im Oekolampad, ist seine Antwort schlicht: «Ich mache alles gerne, das erledigt werden muss.» Er mag es ordentlich und hat über die Jahre auch etliche Instandsetzungen selbst gemacht. An vielen Stellen im Oekolampad hat Drago fachmännisch Hand angelegt. Er geht durch das Haus und erzählt: «Die Kellerräume waren ganz schwarz und dreckig. Ich habe hier renoviert: die Wände zuerst runtergewaschen, dann gestrichen und Regale eingebaut.» In der JazzKuchi fährt er mit der Hand liebevoll über die Bühne und murmelt: «Solide Eiche – die Bühne habe ich gebaut. Sie ist stabil und hat jeden Monat ein Konzert ausgehalten.»
Sein Lieblingsort im Gemeindehaus ist der Hauswartsraum, der im Erdgeschoss über das Foyer erreichbar ist: «Mein Büro ist wie mein Zuhause.» Er wird es demnächst vorübergehend verlassen müssen. Zwar ist es noch nicht ausgeräumt wie alle anderen Räumlichkeiten im Gemeindehaus, doch auch in seinem «Zuhause» stehen Sanierungsarbeiten an. Erst nach Abschluss des Umbaus 2024 wird er in sein neues Büro zurückkehren. Bis zur Rente, die «nicht mehr weit weg ist», wie er selbst sagt. Aber jetzt fährt er erst mal in die Ferien nach Kroatien, wo er mit seiner ganzen Familie seinen 60. Geburtstag feiert.
Maren Stotz